Sollte man familiär ungebunden sein oder die eigenen Kinder sind bereits ausgezogen, bietet sich eine Auszeit vom Berufsleben und damit die Erfüllung eines Traums an. Schließlich sind Urlaube und Reisen eine gute Möglichkeit, den Kopf frei zu bekommen und den Akku aufzuladen.
Die Chance zu einer solchen beruflichen Auszeit bietet ein sogenanntes Sabbatical. 2016 hatten bereits 10 % der deutschen Arbeitnehmer ein Sabbatical genommen. 21% wünschten sich die Möglichkeit dazu. Auch 2022 nennen immerhin 11 % der Studierenden die Möglichkeit eine Auszeit nehmen bzw. ein Sabbatical einlegen zu können als einen wichtigen Faktor für ihre Arbeitgeberwahl.
Was ist ein Sabbatical bzw. Sabbatjahr
Der Begriff „Sabbatical“ kommt vom Hebräischen „Schabbat“, eingedeutscht „Sabbat“. Der Sabbat ist im Judentum der siebte Tag der Woche, an dem zudem die Arbeitruht. Er soll die Möglichkeit zur inneren Einkehr sowie dem harmonischen Umgang mit der Umwelt dienen.
Auf die (moderne) Arbeitswelt übertragen bedeutet ein Sabbatical, die Arbeit für einen bestimmten Zeitraum (kann ein Jahr sein, muss es aber nicht) ruhen zu lassen und sich anderen Dingen zu widmen.
Sabbatical-Modelle: Wie funktioniert ein Sabbatjahr
Grundsätzlich hat man in der freien Wirtschaft in Deutschland keinen Anspruch auf ein Sabbatical. Für Angestellte und Beamte im öffentlichen Dienst ist das auch arbeitsrechtlich geregelt.
Viele Arbeitgeber außerhalb des öffentlichen Dienstes kommen dem Wunsch nach einem Sabbatical dennoch nach: Sie erhoffen sich nach der Rückkehr motivierte und gut erholte Mitarbeitende für ihr Unternehmen.
Lohnverzicht / Teilzeitmodell
- Bei diesem Modell arbeiten Sie in Vollzeit aber verzichten auf einen Teil Ihres Gehalts. Manche nennen es deswegen auch Lohnverzichtsmodell, denn ein Teil des Gehalts wird vom Arbeitgeber einbehalten und in einer Art Guthabenkonto angespart. Während des Sabbaticals wird dieses Guthaben dann ausgezahlt.
Sie können auch offiziell in Teilzeit arbeiten und die Differenz ansparen, daher der Name Teilzeitmodell. Letztendlich bedeuten aber beide Bezeichnungen, dass Sie nur einen Teil Ihres Gehalts ausbezahlt bekommen und den Rest für die Dauer des Sabbaticals ansparen. - Arbeitszeitmodell: Bei diesem Modell sparen Sie Überstunden auf einem Arbeitszeitkonto an feiern diese in der Auszeit ab.
Gut zu wissen: Die oben genannten Modelle haben den Vorteil, dass weiterhin die Krankenkasse und die Sozialversicherungen bedient werden und ggf. auch die betriebliche Altersvorsorge weiterläuft.
- Unbezahlter Urlaub: Entscheiden Sie sich für dieses Modell, dann ruhen Arbeitsverhältnis, Gehaltszahlungen und gesetzliche Sozialversicherungen.
Unsere Empfehlung: Der Begriff Sabbatjahr ist nicht unbedingt wörtlich zu nehmen. Wenn Ihnen eine einmonatige Auszeit ausreichend erscheint, könnte für diesen Zeitraum auch unbezahlter Sonderurlaub eine Lösung sein. Mit der Kombination von Jahresurlaub und Sonderurlaub können Sie auf annähernd zwei Monate Auszeit kommen. Der Vorteil: Die Sozialversicherungsbeiträge werden in beiden Fällen weiterhin vom Arbeitgeber übernommen.
Wie finanziere ich ein Sabbatjahr?
Fixkosten
Haben Sie sich für ein Sabbatical entschieden, müssen Sie natürlich weiterhin Ihren Lebensunterhalt bestreiten. Die Fixkosten laufen weiter: Miete, Auto, Kreditzinsen, Versicherungen und finanzielle Absicherung bzw. Altersvorsorge.
Planen Sie eventuell einen langfristigen Auslandsaufenthalt, können Sie Ihr Auto ggf. abmelden. Ein Haus oder eine Wohnung könnte man für diese Zeit untervermieten. Bestehende Versicherungen zu pausieren, macht allerdings nur bedingt Sinn: Denn gewisse Risiken (z. B. ein Unfall oder eine Verletzung bzw. Erkrankung) bestehen auch während der Auszeit weiter.
Kosten durch geplante Reisen
Während eines Sabbaticals müssen Sie nicht nur Ihre Fixkosten weiter stemmen. Es kommen zusätzliche Ausgaben auf Sie zu, z. B. für Auslandsreisen (und damit verbundene teure Flüge). Dazu kommen die Kosten für Unterkünfte vor Ort mit den landesüblichen Mietkosten, ggf. höhere Lebenshaltungskosten sowie Ausgaben für Mobilität, Handy und Internet.
Planen Sie einen langfristigen Auslandsaufenthalt, brauchen Sie ggf. eine Auslandskrankenversicherung oder direkt ein Versicherungspaket, das zusätzlich Unfall- und Haftpflichtschutz beinhaltet.
Bestehendes Sabbatical-Modell – was ist finanziell abgedeckt?
Idealerweise haben Sie mit Ihrem Arbeitgeber eine Regelung vereinbart, die Ihnen das Sabbatical finanziell ermöglicht und bei der Sie auch sozialversichert sind. Während der Auszeit zahlen Sie die Kosten der gesetzlichen Pflege-, Kranken- und Rentenversicherung weiter.
Aber auch, wenn Sie sich für eines der gängigen Sabbatical-Modelle entschieden haben, werden Ihre Bezüge während der Auszeit in der Regel nicht bei 100 % liegen. Es kann also nicht schaden, wenn Sie finanzielle Rücklagen angespart haben.
Unbezahlter Sonderurlaub
Haben Sie mit Ihrem Arbeitgeber das Modell aus unbezahltem Sonderurlaub vereinbart, müssen Sie die Zeit des Sabbaticals komplett selbst finanzieren. Ihr gewohntes Gehalt wird nicht gezahlt, Sie müssen sich eigenständig sozialversichern: Arbeitslosenversicherung, Rentenversicherung, Unfall-, Kranken- und Pflegeversicherung ruhen.
Da die Versicherungspflicht in der gesetzlichen Krankenversicherung einen Monat nach Urlaubsbeginn endet, sollte eine Krankenversicherung als Absicherung das absolute Minimum sein.
Wollen Sie während des Sabbaticals weiter in die staatlichen Systeme einzahlen – z. B. damit keine Rentenlücke entsteht – brauchen Sie entsprechende finanzielle Mittel. Sie sollten also vorab Rücklagen gebildet haben, insbesondere dann, wenn Ihr Arbeitgeber kein Sabbatical-Modell unterstützt.
Finanzierung durch Zweitjob, Work & Travel
Eine Möglichkeit der Finanzierung besteht darin, dass Sie während des Sabbaticals woanders arbeiten (ggf. sogar im Ausland). Klären Sie in diesem Fall rechtzeitig arbeitsrechtliche Fragen, wenn Sie einen Zweitjob annehmen wollen.
Finanzierung des Sabbaticals über einen Kredit
Können Sie das Sabbatical nicht vollständig mit eigenen Mitteln finanzieren und planen auch kein Work & Travel, können Sie die Restkosten auch mit einem Ratenkredit abdecken.