Finanzen für Frauen: Warum das Thema immer noch aktuell ist

„Altersarmut ist weiblich“ – stimmt das?

Fakt ist, dass Frauen häufiger von Altersarmut betroffen sind als Männer. Das hat eine Reihe von Gründen:

Geldanlage für Frauen - 1822direkt

Inhalt

    • Frauen verdienen im Schnitt weniger als Männer.
    • Frauen haben – vor allem durch Geburt und Erziehungszeit für die Kinder – häufiger große Lücken im Erwerbsleben.
    • Frauen sind auch heute noch oftmals finanziell von ihren Partnern abhängig.
    • Statistisch gesehen werden Frauen älter als Männer und müssen darum für einen längeren Zeitraum vorsorgen.

    Hinzu kommt, dass Frauen auch durch Themen wie die Lohnschere, Zeiten ohne eigenes Einkommen und Teilzeitarbeit weniger Rentenansprüche haben. Dadurch können Versorgungslücken entstehen. Doch wer frühzeitig finanziell vorsorgt, kann diese Lücken ausgleichen. Die Krux an der Sache: Aus den oben genannten Gründen haben Frauen auch beim Sparen und bei der Altersvorsorge finanzielle Nachteile. Doch es geht langsam voran, denn heute stößt man auf immer mehr Fachliteratur, Blogs und Coaching-Programme für Frauen, die über Geldanlagen für die Altersvorsorge informieren und Frauen dazu ermutigen, sich auch an der Börse umzusehen.

    In diesem Ratgeber erklären wir Ihnen alles zu den Hintergründen des Gender Pay Gaps und wie man heute als Frau mit dem richtigen Finanzmanagement gegensteuern kann.

    Armutsgefährdung in Deutschland: Die Fakten

    In jeder Altersgruppe sind Frauen in Deutschland stärker armutsgefährdet als Männer, wobei die Gefährdung mit zunehmendem Alter steigt. In der Altersgruppe 65+ liegt die Armutsgefährdung der Frauen bei 21,0 % und die der Männer bei 17,4 %. In der Altersgruppe 75+ ist der Unterschied noch größer: Hier liegt die Gefährdung der Frauen bei 21,0 % und die der Männer bei 15,9 %. Laut Statistischem Bundesamt liegt die Ursache an diesem Ergebnis darin, dass Frauen – besonders ab 30 Jahren – seltener erwerbstätig sind bzw. weniger verdienen.

    Die Entwicklung des Gender Pay Gap

    Der Gender Pay Gap bezeichnet die Differenz zwischen den Bruttoverdiensten von Frauen und Männern. Im Jahr 2021 verdienten Frauen in Deutschland pro Stunde im Schnitt 18 % weniger als Männer. Im direkten Vergleich zum Vorjahr blieb diese Zahl unverändert, doch betrachtet man die Entwicklung der letzten 15 Jahre, stellt man fest, dass der Gender Pay Gap um 5 % zurückgegangen ist – im Jahr 2006 lag er noch bei 23 %.

    Das Statistische Bundesamt sieht die Gründe für diese Lücke darin, dass Frauen häufiger in weniger gut bezahlten Bereichen arbeiten als Männer. Auch die Tatsache, dass Frauen seltener Führungspositionen besetzen, spielt eine Rolle.

    Daneben wird auch der sogenannte bereinigte Gender Pay Gap erhoben. Der erhebt die Verdienste von Frauen und Männern in Bezug auf vergleichbare Qualifikation, Erwerbsbiografie und Tätigkeit. Doch auch hier zeigt sich ein deutlicher Unterschied: Selbst unter diesen Gesichtspunkten verdienen Frauen im Schnitt 6 % weniger als Männer. Ursache an diesem Ergebnis darin, dass Frauen – besonders ab 30 Jahren – seltener erwerbstätig sind bzw. weniger verdienen.

    Erwerbsquoten von Männern und Frauen

    Allgemein ist die Erwerbsquote in Deutschland zuletzt auf ca. 79,6 % gestiegen. Dabei stieg in den letzten Jahren vor allem die Beschäftigung von Frauen und älteren Menschen. Dennoch ist die Erwerbsquote bei Frauen im Vergleich zu Männern immer noch geringer.

    Die Entgeltkluft zwischen Frauen und Männern wächst laut Studien  vor allem zwischen dem 30. und dem 50. Lebensjahr besonders stark. In dieser Lebensphase werden viele Frauen finanziell abhängig von ihrem Partner bzw. von staatlichen Transferleistungen. Nicht selten ist in dieser Zeit auch eine Umorientierung der Grund für diese Abhängigkeit.

    Auf die späteren Einkommenschancen für Frauen hat das leider negative Auswirkungen – vor allem, wenn man die durchschnittliche Rentenhöhe von Frauen und Männern betrachtet: Im Jahr 2021 bekamen Frauen in Deutschland mit durchschnittlich 807 € eine deutlich niedrigere Altersrente. Männer erhielten im Schnitt 1.227 €. Damit erhalten Frauen 420 € weniger als Männer, was eine Rentenlücke von 34 % bedeutet.

    Geldanlagen für Frauen – kann man gegensteuern?

    Egal, ob Frau oder Mann – die Kunst ist es, mit Sparen und Investieren so früh wie möglich anzufangen. Dann kann man nämlich auch vom Zinseszins profitieren – den Zinsen, die es auf schon erhaltene Zinsen gibt. Besonders lange Anlagezeiträume rentieren sich und es ist ratsam, Gewinne wenn möglich zu reinvestieren. Hierfür kann ein Sparplan  das passende Produkt sein.

    Vermögensaufbau: Diese Möglichkeiten gibt es

    • Tagesgeldkonto: Für eine kurzfristige Verfügbarkeit bietet sich ein sogenanntes Tagesgeldkonto an, auf das man zwei bis drei Nettogehälter auslagern kann. Diese Möglichkeit gilt als sichere Geldanlage und bringt – zumindest aktuell – wieder einen kleinen Zinsertrag.

    • Langfristiger  Vermögensaufbau: Wer langfristig Vermögen aufbauen will, kommt an der Börse  nicht vorbei. Allerdings muss man nicht direkt in Aktien investieren. Mit Investitionen in Fonds und ETFs (Exchange Traded Funds) hat man die Möglichkeit, Kursschwankungen langfristig auszugleichen. ETFs bilden einen Index bzw. eine Branche nach und das Risiko wird durch eine Verteilung auf unterschiedliche Aktienpositionen verschiedener Unternehmen gestreut.

    • Rentenversicherungen: Es gibt verschiedene geförderte Rentenprodukte, bei denen auch immer die persönlichen Umstände bestimmen, ob sie sich rentieren. Daneben besteht aber auch die Option einer privaten Rentenversicherung. Die meisten dieser Produkte sind ebenfalls fondsbasiert.

    Finanzberatung für Frauen: Wo bekomme ich Unterstützung?

    Wer sich genauer mit dem Thema Vermögensaufbau beschäftigen möchte, kann sich an Finanzberater, Versicherungen oder Banken wenden. Aber auch Netzwerke, Blogs und Fachliteratur vermitteln mittlerweile ein umfangreiches Fachwissen. Wichtig ist, dass die Autorinnen und Beraterinnen beim Thema Finanzen auf Augenhöhe agieren, Wissen anschaulich vermitteln und Berührungsängste abbauen – Stichwort: Empowerment. Denn für Neustarterinnen scheinen die Hürden anfangs oft gewaltig.

    Blogs und Bücher

    • Madame Moneypenny ist der älteste Finanzblog für die weibliche Zielgruppe im deutschsprachigen Raum. Er wurde im Jahr 2015 von Natascha Wegelin gegründet und besteht heute aus selbstverfassten Blogposts und multimedialen Inhalten. Ziel der Autorin ist es, Frauen dazu zu ermutigen, sich mit Finanzthemen auseinanderzusetzen und eine finanzielle Unabhängigkeit zu erreichen. Es besteht mittlerweile auch eine dazugehörige Facebook-Gruppe, inder Interessierte sich aktiv über Themen rund um die Finanz- und Geldanlage austauschen. Wer noch tiefer einsteigen will, kann an einem kostenpflichtigen Mentoring-Programm teilnehmen. Natascha Wegelin hat mittlerweile auch Bücher zum Thema geschrieben, die käuflich erworben werden können.

    • HerMoney wurde im Jahr 2017 von Anne E. Connelly gegründet. Sie war lange als Top-Managerin im Investmentbereich tätig und will Frauen dazu motivieren, sich aktiv mit ihren eigenen Finanzen auseinanderzusetzen. Der Blog umfasst Inhalte zu den Schwerpunkten Finanzen, Karriere und Vorsorge. Doch nicht nur die Gründerin veröffentlich hier ihre Texte. Auch erfahrene Finanzjournalistinnen und Finanzberaterinnen bloggen regelmäßig neue Inhalte. Zudem gibt es die Möglichkeit, an kostenpflichtigen Events und Seminaren teilzunehmen.

    • Geldfrau wurde im Jahr 2017 von der Diplomkauffrau Dani Parthum gegründet. Sie war als Wirtschaftsjournalistin tätig und konzentriert sich nun stärker auf ihren eigenen Blog. Sie will Frauen dabei unterstützen, „finanziell eigenständig und souverän“ zu sein. Ihr Ziel ist es, mit ihrem Blog über Finanzthemen aufzuklären und sicherzustellen, dass Frauen auch im hohen Alter unabhängig sein können. Einzelcoachings, Seminare, Online-Tutorials und Firmen-Workshops können kostenpflichtig gebucht werden.

    • Aktien für Frauen wird von Jenny Dressel betrieben und fokussiert sich vor allem auf die langfristige Geldanlage sowie auf die Frage, wie Frauen mit Aktien und ETFs für das Alter vorsorgen können. Der Blog soll Frauen dazu ermutigen, ihre Angst vor der Börse zu überwinden. Jenny Dressel gibt dabei auch Tipps für u. a. die Auswahl von ETFs. Die Gründerin ist auch auf Facebook und Instagram aktiv. Dort beantwortet sie in Live-Streams immer wieder aufkommende Fragen.

    In der Regel sind die Blogbeiträge der hier genannten Gründerinnen gratis abrufbar. Einige bieten mittlerweile sogar auch Podcasts zum Thema an.

    Realitätscheck: Wie investieren die Deutschen?

    Aktuell investieren in Deutschland insgesamt mehr Männer als Frauen in Wertpapiere. Dieses Ungleichgewicht hat sich laut dem Deutschen Aktieninstitut zuletzt sogar noch verstärkt. Hier sind zwei Trends zu erkennen:

    1. Vor allem in Einzelaktien investieren hierzulande vorwiegend Männer. Ähnlich sieht es bei Fonds und ETFs aus.
    2. Frauen investieren hingegen stärker in Wertpapiersparpläne. Das kann auch der Not geschuldet sein, z. B. da sie schlichtweg weniger Geld zur Verfügung haben.

    Geldanlage für Frauen von Frauen

    Immer präsenter wird auch das Thema Geldanlage von Frauen für Frauen. Auf dem Markt gibt es nämlich immer mehr Anlageprodukte, die von Frauen ins Leben gerufen wurden und speziell Frauen ansprechen sollen. Hier wird besonderen

    Wert auf Punkte gelegt, die Frauen bei der Geldanlage wichtig sind. Das können Schwerpunkte sein wie:

    • Informationen zur Geldanlage, die verständlich und einfach erklärt werden.

    • Transparenz, vor allem wenn es darum geht, wie das eigene Geld investiert wird.

    • Nachhaltigkeit, nicht nur im Sinne von langfristiger Investition, sondern auch im Sinne von nachhaltig handeln und Veränderungen bewirken.

    • Soziales Engagement, denn Frauen haben oft mehr Berührungspunkte mit Themen wie Kinderbetreuung oder Pflege. Darum legen sie mehr Wert auf sinnstiftende und soziale Investments.

    Fazit: Finanzen für Frauen sind weiterhin Thema

    Auch heute fühlen sich Ungleichheiten – erst bei den Gehältern, schließlich dann auch bei der Rente – immer noch wie ein strukturelles Problem an. Genau darum ist es wichtig, dass Frauen sich um ihre Finanzen kümmern. Auch wenn nur wenig Geld übrig ist, sollte rechtzeitig in die Altersvorsorge investiert und Geld gewinnbringend angelegt werden.


    Quellen:

    www.deutschlandfunkkultur.de/frauen-investieren-geldanlage-100.html

    www.weltsparen.de/geldanlage/frauen-finanzen/

    www.aok.de/pk/magazin/koerper-psyche/stoffwechsel/warum-werden-frauen-aelter-als-maenner/

    www.destatis.de/DE/Themen/Querschnitt/Demografischer-Wandel/Aeltere-Menschen/armutsgefaehrdung.html

    www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/03/PD22_088_621.html

    www.destatis.de/DE/Themen/Laender-Regionen/Internationales/Thema/bevoelkerung-arbeit-soziales/arbeitsmarkt/erwerbstaetigkeit.html

    www.wsi.de/de/einkommen-14619-durchschnittlicher-rentenzahlbetrag-von-frauen-und-maennern-14916.htm

    finanz-heldinnen.de/magazin/wie-frauen-ihre-finanzen-selbst-in-die-hand-nehmen

    de.bergfuerst.com/ratgeber/finanzblogs-fuer-frauen

    de.extraetf.com/news/etf-news/5-finanzblogs-fuer-frauen-die-wir-richtig-klasse-finden

    www.boleromagazin.ch/kultur/die-besten-finanz-bloggerinnen/8cd2z8g

    fortunalista.de