Was bedeutet das Rentenpaket 2 für mich?

Die demografische Entwicklung in Deutschland stellt das Rentensystem vor große Herausforderungen. Die Alterspyramide dreht sich zunehmend auf den Kopf: Während es immer mehr Rentner gibt, sinkt die Zahl der Beitragszahler. Den Rentenkassen fehlen Milliarden, um die gesetzliche Rente langfristig zu sichern. Sollte dieser Trend nicht durch ein neues Rentensystem gestoppt werden können, steigen die gesetzlichen Rentenbeiträge voraussichtlich noch bis in die 2030er Jahre.

Rentenpaket 2

Inhalt

    Vor diesem Hintergrund hat die Bundesregierung eine neue Rentenreform auf den Weg gebracht. Das Bundeskabinett hat diese Reform am 29. Mai 2024 durchgewunken. Im Mittelpunkt steht ein neues Rentenpaket, das unter anderem die Einführung einer Aktienrente vorsieht. Gezielte Investitionen am Kapitalmarkt sollen künftige Generationen finanziell absichern, ohne die Beitragszahler übermäßig zu belasten.

    Was bedeutet das Rentenpaket 2?

    Das Rentenpaket 2 ist ein gemeinsames Gesetzesvorhaben von Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) und Finanzminister Christian Lindner (FDP). Das Rentenpaket 2024 enthält zwei zentrale Maßnahmen:

    1. Stabilität bis 2039
      Das Rentenniveau soll bis 2039 nicht unter 48 Prozent des Durchschnittslohns sinken.
    2. Kapitaldeckung durch Generationenkapital
      Eine teilweise Kapitaldeckung soll die gesetzliche Rentenversicherung langfristig stabilisieren. Neben der bisherigen Umlagefinanzierung wird eine kapitalgedeckte Säule – das Generationenkapital – zur Unterstützung der Rentenfinanzierung aufgebaut. Grundlage dafür ist der Aufbau eines Kapitalstocks in Höhe von 200 Mrd. Euro aus Krediten und Eigenmitteln des Bundes. Die Stiftung Generationenkapital investiert dieses Geld in Aktien und andere Wertpapiere. Die erzielten Renditen sollen das Rentensystem entlasten. Allerdings bleibt die Höhe der individuellen Rente unabhängig vom Erfolg dieser Kapitalanlage. Die Rentenpläne der Bundesregierung sollen vor allem mehr Generationengerechtigkeit schaffen. Ohne Reformen müssten die Beitragszahler sonst ab 2030 mit stark steigenden Beiträgen rechnen. Die Entlastung wird dann ab Mitte der 2030er Jahre zum Tragen kommen: Ab dem Jahr 2036 sollen die ersten Erträge aus der Aktienrente in die gesetzliche Rentenversicherung fließen. Rund 10 Milliarden Euro pro Jahr stehen dann zusätzlich zur Verfügung, um das Rentensystem zu stärken und die Beitragszahler zu entlasten.

    Was ist das Rentenniveau?

    Das Rentenniveau gibt an, wie viel Prozent des Durchschnittseinkommens aller Erwerbstätigen die gesetzliche Rente beträgt. Um die finanzielle Sicherheit von Rentnern zu gewährleisten, wird eine Untergrenze eingeführt: Bis zum Jahr 2039 soll das Rentenniveau in Deutschland nicht unter 48 Prozent des Durchschnittseinkommens sinken.


    Welche weiteren Maßnahmen gehören zur Stabilisierung des Rentenniveaus?

    Trotz der neuen Finanzierung wird der Beitrag zur Rentenversicherung steigen. Der aktuelle Rentenversicherungsbeitrag liegt bei 18,6 Prozent und bleibt bis 2027 unverändert.

    Ab dem Jahr 2028 ist nach Einschätzung der Bundesregierung aufgrund der demografischen Entwicklung eine Anhebung des Beitragssatzes erforderlich.

    Bis 2035 wird mit einem Anstieg des Beitragssatzes auf insgesamt 22,3 Prozent gerechnet. Erst ab 2036 könnte der Generationenfonds diesen Anstieg bremsen und den Beitragssatz bis 2045 stabil halten.

    Bleibt es beim Rentenpaket 2?

    Das Rentenpaket 2 ist nur der Anfang einer Reihe von Maßnahmen. Bundesfinanzminister Christian Lindner hat bereits angekündigt, dass weitere Schritte (Rentenpaket 3, Rentenpaket 4) folgen werden.

    In den folgenden Rentenpaketen wird es voraussichtlich auch um die viel diskutierte Verlängerung der Lebensarbeitszeit und das damit verbundene Renteneintrittsalter gehen.

    In der Debatte um das aktuelle Paket stellte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil zwar klar, dass es "keine Rentenkürzung und keine Erhöhung des Renteneintrittsalters geben“ soll.

    Lindner kündigte jedoch bezüglich des Eintrittsalters das Gegenteil an: Langfristig sei eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit unumgänglich.

    Worin liegen Chancen und Risiken der Aktienrente?

    Um die gesetzliche Rente langfristig zu sichern, wird mehr Geld in der Rentenkasse benötigt. Laut Bundesregierung bilden die Vorteile der Aktienrente eine vielversprechende Chance, dieses Ziel zu erreichen.

    Kritiker äußern Bedenken und sehen in der Aktienrente Nachteile: Viele befürchten, dass die gewünschte Wirkung in der vorgesehenen Zeit nicht erreicht werde. Sollten die Renditen nicht ausreichen, um die gesetzliche Rente deutlich zu entlasten, müssten Rentner und Arbeitgeber sogar noch stärker belastet werden.

    Auch die Deutsche Rentenversicherung Bund äußert Kritik an der Aktienrente. Der größte Träger der deutschen Rentenversicherung hält den vorgesehenen Zeitraum für zu kurz, um ausreichend Kapital für die Altersvorsorge aufzubauen. Zudem sei eine Anlage in Aktien und Wertpapiere grundsätzlich immer mit einem gewissen Marktrisiko verbunden. Sollte der Plan scheitern, müssten höhere Beiträge der Versicherten und Arbeitgeber die entstehenden Lücken füllen.

    Gibt es die Aktienrente nur in Deutschland?

    Nein, in den europäischen Nachbarländern gibt es bereits erfolgreiche Modelle der Alterssicherung – allen voran in Schweden. Dort wurde 1995 ein Rentensystem eingeführt, das Umlagefinanzierung und staatliche Teilkapitaldeckung kombiniert. Dieses System hat seit seiner Einführung das Rentenniveau deutlich erhöht, auch wenn es in einzelnen Jahren zu Schwankungen der Kapitalerträge und automatischen Rentenkürzungen kam. Gezielte Steuererleichterungen kompensierten diese Einnahmeverluste.

    Ein entscheidender Vorteil des schwedischen Modells ist die breite Beitragsbasis: In Schweden zahlen nicht nur Arbeitnehmer, sondern auch Beamte und Selbstständige verpflichtend in das Rentensystem ein. Das stärkt die finanzielle Stabilität und sorgt für mehr Gerechtigkeit. Jeder Schwede zahlt 2,5 Prozent seiner Rentenbeiträge in Fonds ein. Der komplette Beitragssatz liegt bei 18,5 Prozent. Die Beitragszahler können dabei selbst wählen, ob sie in einen staatlich verwalteten Fonds oder in eine große Auswahl von privaten Anlagemöglichkeiten investieren möchten.

    Zusätzlich bietet das schwedische Rentensystem eine steuerfinanzierte Mindestsicherung. Dieses System soll sicherstellen, dass niemand unter das Existenzminimum fällt – ein weiterer Baustein, der zur Stabilität und Gerechtigkeit des Modells beiträgt.


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    Was bedeutet das Rentenpaket 2 für Arbeitnehmer?

    • Schrittweise Anhebung des Renteneintrittsalters

    Das Renteneintrittsalter wird schrittweise von 65 auf 67 Jahre angehoben. Das betrifft bereits alle Arbeitnehmer, die ab 1964 geboren wurden. Ausnahmen gelten für Schwerbehinderte und Beschäftigte in besonders belastenden Berufen, die unter bestimmten Voraussetzungen früher in Rente gehen können. Die „Rente mit 63“ gibt es de facto nicht mehr: Das Mindestalter liegt mittlerweile bei über 64 Jahren und steigt weiter auf 65. Eine weitere Anhebung des Renteneintrittsalters ist im aktuellen Rentenpaket 2 nicht vorgesehen.

    • Verlängerung der Lebensarbeitszeit

    Laut Lindner soll die Lebensarbeitszeit in Zukunft verlängert werden. Dies würde mehr Beitragsjahre für alle Arbeitnehmer bedeuten. Diese Verlängerung ist jedoch noch nicht Bestandteil des Rentenpakets 2.

    • Beitragserhöhung

    Die Beitragserhöhungen betreffen alle Pflichtversicherten, hierdurch verringert sich der Nettolohn.

    Was bedeutet das Rentenpaket 2 für Selbstständige?

    Wie sich Beitragserhöhungen auf Selbstständige auswirken, kann je nach persönlicher Einkommenssituation und gewählter Altersvorsorge stark variieren.

    Selbstständige, die in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen, dürfen ebenfalls mit höheren Beiträgen rechnen. Selbstständige können entweder pflichtversichert oder freiwillig versichert sein:

    • Pflichtversicherte Selbstständige zahlen Beiträge, die sich nach dem aktuellen Beitragssatz und der jährlich festgelegten Bezugsgröße richten.
    • Freiwillig Versicherte können ihre Beiträge selbst festlegen.

    Für Selbstständige kann eine Beitragserhöhung besonders belastend sein, da sie den gesamten Beitrag allein tragen  – einschließlich des Anteils, den normalerweise der Arbeitgeber für Angestellte übernimmt. Zudem gibt es höhere Mindestbeiträge für Selbstständige, die über die Minijob-Grenze hinaus verdienen.

    Eine Ausnahme bilden bestimmte Berufsgruppen wie Künstler und Publizisten. Die Künstlersozialkasse übernimmt in diesen Fällen die Hälfte des Beitrags. Hier entsprechen die Beitragserhöhungen in etwa denen der angestellten Arbeitnehmer.

    Die ursprünglich im Koalitionsvertrag vorgesehene verpflichtende Altersvorsorge für Selbstständige ist im Gesetzentwurf zum Rentenpaket 2 nicht enthalten.

    Was bedeutet das Rentenpaket 2 für Beamte?

    Für Beamte ändert sich durch das Rentenpaket 2 nichts, sofern sie nicht freiwillig gesetzlich rentenversichert sind. Ist ein Beamter nicht oder nicht mehr pflichtversichert, kann er freiwillig in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen, sofern er die Regelaltersgrenze noch nicht erreicht hat. Anzahl und Höhe der Beiträge können freiwillig Versicherte selbst bestimmen.

    Private Altersvorsorge bleibt wichtig

    Selbst ein stabiles Rentenniveau ist keine Garantie, im Alter ausreichend abgesichert zu sein. Das Generationenkapital könnte zwar eine generelle Entlastung bringen. Ob dies ausreicht, ist jedoch unsicher.

    Damit Sie später finanziell unabhängig sind, empfehlen wir Ihnen, zusätzlich privat vorzusorgen. Investieren Sie in Aktien und Wertpapiere – zum Beispiel mit einem Wertpapiersparplan.

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