Geldmarktfonds vs. Tagesgeld: Worin liegen die Unterschiede und was passt zu mir?

Tagesgeld bringt Zinsen. Die sind allerdings nur für einen begrenzten Zeitraum (z. B. für 3 oder 6 Monate) und in der Regel für Neukunden wirklich hoch. Danach fällt der Zinssatz meist deutlich niedriger aus. Man könnte natürlich immer wieder ein Tagesgeldkonto bei einem neuen Anbieter eröffnen, um vom jeweiligen Aktionszins zu profitieren. Dieses Prozedere ist allerdings eher aufwändig. Gibt es also eine Alternative zum Tagesgeld, mit der man ohne großen Aufwand dauerhaft höhere Guthabenzinsen erwirtschaften kann?

Inhalt

    Alternative Geldmarktfonds und Geldmarkt-ETF

    Was sind Geldmarktfonds und wie funktionieren sie?

    Wie der Aktien- oder der Anleihenhandel  ist auch der Geldmarkt (prinzipiell für   Banken oder institutionelle Anleger) Teil des Kapitalmarkts. Banken und Unternehmen beschaffen sich im Geldmarkt Liquidität – zum Beispiel gegen Zinsen mit einer Laufzeit von bis zu einem Jahr oder durch kurzfristige Anlagen von überschüssigem Geld.  

    Typische Beispiele für Investitionen sind:

    • Staatsanleihen mit kurzer Laufzeit (in der Regel unter einem Jahr)
    • Bankeinlagen (wie Termingelder oder Festgelder)
    • Schuldtitel/Schuldverschreibungen von Unternehmen mit hoher Bonität (wie Commercial Papers)
    • Repogeschäfte (Kurzzeitkredite zwischen Banken)

    Geldmarktfonds investieren ebenfalls in diesen Geldmarkt – je nach Ausrichtung auch in kurzfristige Wertpapiere. Bei den meisten wird das aber nur als Beimischung verwendet. Für kurzlaufende Anleihen gibt es spezielle Rentenfonds.

    Geldmarktfonds bieten auch Privatanlegern Zugang zum Geldmarkt: Diese können die Fonds wie Aktien- oder Anleihenfonds erwerben.

    Das Ziel der Geldmarktfonds: Kapital erhalten und dabei eine geringe, aber stabile Rendite erzielen. Rendite erzielen die jeweiligen Geldmarktfonds durch eine Kurssteigerung, die sich wiederum aus den erwirtschafteten Zinsen ergibt.

    Die Zinshöhe hängt unterdessen vom aktuellen Leitzins, z. B. dem der Europäischen Zentralbank (EZB), ab. Bei dieser Form der Geldanlage waren vor der Zinswende sowohl das Risiko als auch die Rendite niedrig. Ist der Leitzins aber auf einem hohen Niveau, werden auch Geldmarktfonds lohnender.

    Gut zu wissen: Die Rendite eines Geldmarktfonds liegt oft nahe bei den aktuellen Zinssätzen, die für kurzfristige Einlagen oder Anleihen angeboten werden.

    Seit Mitte 2024 sinkt der Zinssatz für Einlagen zwar wieder, aber bis zur Nulllinie bleibt noch Luft. Die Euro Short-Term Rate dient als guter Hinweis auf die Zinsen am Geldmarkt. Bei der Deutschen Bundesbank können Sie Werte wie z. B. die Monatsdurchschnitte einsehen.


    Was ist die Euro Short-Term Rate (€STR)?

    Der €STR ist ein Zinssatz, den die Europäische Zentralbank (EZB) jeden Tag berechnet. Dafür nutzt sie Daten von Banken über ganz aktuelle Geldgeschäfte – also darüber, zu welchen Zinsen sich Banken am Vortag untereinander Geld geliehen haben. Der €STR ändert sich an jedem Bankarbeitstag und zeigt, wie viel Zinsen man theoretisch zahlen müsste, wenn man für einen Tag Geld leiht. Auch wenn er täglich neu berechnet wird, wird er als Jahreszins angegeben – also so, als würde dieser Tageszins ein ganzes Jahr lang gelten. Das ist Standard bei Finanzprodukten: Auch wenn es um sehr kurze Zeiträume (wie z. B. einen Tag) geht, rechnet man den Zins hoch, als würde er ein ganzes Jahr lang gleich bleiben. So kann man Zinssätze besser vergleichen.

    Beispiel: Wenn der €STR heute bei 3,42 % liegt, bedeutet das nicht, dass man für einen Tag 3,42 % zahlen muss – sondern dass das der Zins wäre, wenn man das Geld für ein ganzes Jahr zu diesen Konditionen leihen würde. Für einen einzelnen Tag zahlt man natürlich nur einen Bruchteil davon.
     


    Wie sicher sind Geldmarktfonds?

    Da Geldmarktfonds in sichere, kurzfristige Anlagen investieren, ist das Risiko gering. Bei den zugrundeliegenden Geldmarktpapieren liegt eine gute Bonitätsprüfung vor und es erfolgt eine strenge Regulierung durch EU-Vorgaben.

    Außerdem sind Geldmarktfonds wie alle Fonds gesetzlich geschützte Sondervermögen. Anleger haben im Pleitefall einer Bank also das Recht auf das, was den Fonds absichert. Denn: das Sondervermögen fällt nicht in die Insolvenzmasse.  

    Darüber hinaus bieten Geldmarktfonds eine hohe Liquidität: Investoren können ihre Anteile in der Regel schnell verkaufen – und das oft ohne Verlust. Es fallen nur übliche Ordergebühren an.

    Kurz auf den Punkt gebracht:

    • Geringes Risiko: Investition in kurzfristige, sichere Anlagen
    • Gesetzlich geschützt: Fonds gelten als Sondervermögen – im Insolvenzfall der Bank bleiben sie unangetastet
    • Hohe Liquidität: Anteile meist schnell & verlustfrei verkaufbar (nur Ordergebühren)
       

    Unterscheidung Fonds oder ETFs

    Ähnlich dem Aktien- und Anleihenmarkt unterscheidet man auch im Geldmarkt zwischen aktiv gemanagten Fonds und passiven ETFs (also Indexfonds, die auf einen Geldmarktindex laufen). Dabei sind ETFs in der Regel günstiger und haben nur sehr geringe Verwaltungskosten von 0,05 oder 0,1 Prozent   .

    Welche Geldmarkt-ETFs gibt es?

    Bei Geldmarkt-ETFs unterscheidet man zwischen zwei Kategorien: 

    1. „Swapper“ (synthetisch): Diese ETFs bilden einen bestimmten europäischen Zinssatz ab, wie die „Euro-Short-Term Rate (€-STR)“ oder den „Euro Overnight Index Average (EONIA)“. Sie basieren auf Finanzinstrumenten, die mit Banken getauscht oder vereinbart werden. Wenn eine der Partnerbanken Insolvenz anmeldet, kann ein gewisses Risiko bestehen.
    2. Bundesanleihen („physisch replizierend“): Dabei handelt es sich um kurzlaufende Anleihen der Bundesrepublik mit einer Restlaufzeit von unter einem Jahr. Diese Variante gilt als sehr sicher bei etwas geringeren Zinsen – es sei denn, die BRD kann ihre Schulden nicht mehr zurückzahlen.
       

    Wie ETFs funktionieren

    ETFs (Exchange Traded Funds) sind eine sehr beliebte Geldanlage. Einfach, flexibel und mit vielen Vorteilen! Diese Indexfonds werden an der Börse gehandelt. Hierbei investieren Sie in komplette Märkte und nicht in einzelne Aktien. Das Risiko wird durch die vielen unterschiedlichen Wertpapiere geringer. Möchten Sie mehr dazu erfahren? Wir zeigen Ihnen, wie es geht.

    Mehr Infos zu ETFs


    Sind Geldmarktfonds sinnvoll? Worin liegen die Vorteile

    • Bei einer Tagesgeldanlage greift die die gesetzliche Einlagensicherung von i. d. R, 100.000 Euro, der Geldmarktfonds/ETF   ist dagegen unbegrenzt abgesichert.
    • Das attraktive Neukundenangebot beim Tagesgeld ist meist betragsmäßig limitiert. Die Geldmarktfonds/ETFs können Sie in unbegrenzter Höhe erwerben.
    • Fonds/ETFs passen sich (automatisch) der Zinsentwicklung an.
    • Man muss nicht immer wieder Geld auf neue Tagesgeldkonten umschichten, um von Guthabenzinsen zu profitieren.
    • Die Rendite der Fonds/ETFs kann im Vergleich zum Tagesgeld, das nach dem Aktionszins auf einen niedrigen variablen Zins zurückfällt, besser sein.
    • Auch dank der strengen EU-Regulierung handelt es sich bei den Geldmarktfonds/ETFs  um einen relativ sicheren Invest.

    Unterschiede zwischen Geldmarktfonds und Tagesgeldkonten

     

    Geldmarktfonds

    Tagesgeldkonto

    RenditeRendite abhängig von den Erträgen, potenziell höher als beim TagesgeldNach anfänglich hohem Aktionszins nur noch variabler Zinssatz
    RisikoGeringes RisikoNahezu ohne Risiko
    SicherheitKeine Einlagensicherung 
    Geschütztes Sondervermögen
    Gesetzliche Einlagensicherung (bis 100.000 Euro)
    VerfügbarkeitBörsentäglich handelbarTäglich verfügbar
    KostenVerwaltungsgebührKeine 

    Was benötige ich, um in einen Geldmarktfonds zu investieren?

    Um in einen Geldmarktfonds zu investieren, benötigen Sie ein Wertpapierdepot. Mit diesem können Sie den Geldmarktfonds entweder regelmäßig wie einen Sparplan besparen oder auch einmalige Investitionen tätigen. So können Sie mit kleinen Beträgen starten oder bei Bedarf größere Summen anlegen.

    Fazit: Geldmarktfonds oder Tagesgeld?  

    Geldmarktfonds bieten im Allgemeinen eine stabile Rendite und eignen sich gut für konservative Investoren, da es kaum Kursschwankungen gibt. Sie richten sich damit prinzipiell an die gleiche Zielgruppe wie Tagesgeld- oder Festgeldkonten.

    Ein Vorteil von Geldmarktfonds im Vergleich zum Tagesgeld ist, dass Sie diese in beliebiger Höhe kaufen können, während Tagesgeldangebote oft betragsmäßig begrenzt sind, um die höher verzinsten Konditionen zu erhalten. Beim Tagesgeld erzielen Sie vergleichbare Renditen jedoch häufig nur mit Angebotszinsen, die dann aber auch nur eine kurze Laufzeit haben.

    Der Vorteil von Geldmarktfonds oder ETFs: Sie müssen kein „Tagesgeld-Hopping“ betreiben, um von besseren Zinsen zu profitieren.

    Festgeld erreicht (bei langen Laufzeiten von 3 oder 5 Jahren) ähnlich hohe Zinsen. Der Vorteil von Geldmarktfonds oder ETFs gegenüber Festgeld liegt jedoch in der Verfügbarkeit: Solange der aktuelle Zinsumfeld eher steigend ist und eine normale Zinskurve vorliegt, kann es sein, dass die Verfügbarkeit von Geldmarktfonds eingeschränkt wird. In der Regel sind die Fonds jedoch weiterhin täglich handelbar, aber die Renditen könnten in einem solchen Szenario schwanken.


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