500-€-Schein ist schon verschwunden: Kommt jetzt die Bargeld-Abschaffung?

Den 500-€-Schein hat es schon erwischt: Bereits seit Ende des Jahres 2018 wird der große Schein von der Europäischen Zentralbank nicht mehr ausgegeben. In Deutschland hat die Abschaffung des Scheins bei vielen Menschen Sorgen ausgelöst. Schließlich ist Deutschland immer noch das Land der Bargeld-Fans und die Abschaffung des Bargelds stellt für viele eine Horrorvorstellung dar.

Bargeldverbot

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    In Schweden ist das bereits Alltag. Die kleine Geldspende für den „Klingelbeutel“ in der Kirche, das Parkticket, die Busfahrkarte: Alles kann elektronisch oder mit Karte bezahlt werden. Viele Geschäfte nehmen gar keine Münzen und Scheine mehr an.

    Während es in Schweden schon weitgehend aus dem Alltag verschwunden ist, hängen in Deutschland noch die meisten Menschen an ihrem Bargeld.

    Mehrzahl der Deutschen gegen Bargeld-Abschaffung

    Das hat gerade erst wieder eine Online-Umfrage zur Bargeld-Abschaffung im Auftrag des Bundesverbands deutscher Banken gezeigt1:

    • 8 von 10 Deutschen fänden es schlecht, wenn das Bargeld abgeschafft würde und nur noch mit Karte oder elektronisch gezahlt werden könnte.

    • Sogar bei größeren Beträgen ab 1.000 € findet es mehr als die Hälfte der Befragten gut, dass Bargeldzahlungen möglich sind.

    In Deutschland wird Bargeld vielfach mit Freiheit verbunden. Karten- und Internetzahlungen würden die Total-Überwachung möglich machen, meinen Kritiker wie etwa der Ökonom Max Otte in seinem Buch Rettet unser Bargeld, das zeitweise in den Bestsellerlisten zu finden war: „Eine bargeldlose Welt würde uns unserer Freiheit berauben …“

    IWF gibt Tipps zur Bargeld-Abschaffung

    Jetzt hatten die Gegner der Bargeld-Abschaffung einen weiteren Grund zur Sorge: Der Internationale Währungsfonds (IWF) zeigt in neuen Studien, wie das Bargeld Schritt für Schritt aus dem täglichen Leben verbannt werden könnte.2

    Der IWF nennt dafür ganz andere Gründe als eine mögliche Überwachung: Es sei möglich, dass die Zentralbanken die Leitzinsen deutlich unter null Prozent senken müssten, um in Krisenzeiten die Wirtschaft in Gang zu bringen. In einem solchen Fall müssen Bankkunden für Geld auf Bankkonten bekanntlich Strafzinsen zahlen. Um dem zu entgehen, könnten die Kunden ihr Geld einfach abheben und als Scheine zu Hause aufbewahren. Zinsen deutlich unter null Prozent könnten also nur dann ihre Wirkung entfalten, wenn das Bargeld abgeschafft werde.

    Warum es trotzdem noch lange Bargeld geben wird

    Wenn Sie ein Freund des Bargelds sind: Es gibt angesichts dieser IWF-Empfehlungen keinen Grund zur Sorge. Auch wenn der IWF eine wichtige Organisation der Vereinten Nationen ist – zum Thema Bargeld kann er nur Empfehlungen geben. In Deutschland und im gesamten Euro-Raum gibt es keine konkreten Pläne, Scheine und Münzen zu verbannen. Bundesfinanzmister Olaf Scholz hat sich gerade erst in einem „Tagesthemen“-Interview gegen ein Bargeldverbot ausgesprochen.3

    Gegen eine Abschaffung des Bargelds sprechen auch noch einige praktische Gründe:

    • Ältere Leute, die sich mit der Technik schwertun, könnten ohne Bargeld nicht mehr selbst einkaufen.

    • In Gebieten mit fehlender oder eingeschränkter Internetanbindung wäre das Bezahlen schwieriger.

    • Bei Stromausfällen und Computer-Fehlern könnten mit Bargeld weiter Geschäfte getätigt werden.

    Schon aus diesen Gründen wird es noch lange Münzen und Scheine geben.

    Bild: Yingzaa_ST/Shutterstock*

    bankenverband.de/newsroom/meinungsumfragen/bargeld-ergebnisse-online-umfrage-auftrag-bundesverbands-deutscher-banken/*

    Frankfurter Rundschau, 7.8.2019, „Währungsreform – Wie der IWF das Bargeld abschaffen möchte“, www.fr.de/politik/washington-dc-raet-bargeld-abzuschaffen-12894181.html*

    www.tagesschau.de/inland/interview-olaf-scholz-geldwaesche-101.html*